«Im Gehen und Finden bin ich – mein Schaffensprozess beginnt meist auf Waldspaziergängen. Hier sehe und finde ich Dinge, die meine Gedankengänge anregen und konkret werden lassen: Der Schaffens-prozess beginnt»
Sunhild Wollwage
Die Arbeiten von Sunhild Wollwage sind ein Spiel mit der Erinnerung, sie sind das Sichern und Aufzeigen von Spuren vergangenen Lebens, das Notieren von zwischen Geist und Sinnlichkeit Wahrgenommenem. Gleichzeitig sind sie individuelle Rekonstruktionen von Zusammen-hängen und dienen der Vergegenwärtigung von Naturzuständen.
Ihren Spurensicherungen, Erinnerungsprotokollen und Notationen, die sich in eigenwilligen Piktographien mitteilen, eignet eine sensible Poesie, die das allzu leicht Übersehene sichtbar machen möchte. Im weiteren Sinne meint das Sichtbarmachen des Übersehenen auch das Sichtbarmachen von Unsichtbarem, ist also mehr als nur Verweis auf Wirklichkeit: Es meint die Wahrnehmung innerer Gesetzmäßigkeiten, das Fragen nach den Geheimnissen der Schöpfung, nach kosmischen und urmythischen Bewegungsmotiven, die ungefragt das menschliche Leben rhythmisieren. Unverkennbar ist im Werk von Sunhild Wollwage das wissenschaftlich begründete Interesse der Laborantin wirksam, ohne aber dem schöpferischen Impetus seine Innerlichkeit und Poesie zu nehmen.
Gedanken über das Aufeinanderstossen von Natur und Zivilisation sind ein Aspekt, der in den Arbeiten mitschwingt und ihnen somit auch eine politische Aussage zuweisen kann, ohne jedoch einen moralischen Anspruch zu formulieren. Auf die sie beunruhigende Entfremdung des Menschen von der Natur reagiert die Künstlerin dann auch entsprechend mit individuellen, primär durch Intuition bestimmten Arbeiten und nicht mit einem intellektuellen Konzept.
In diesem Sinne steht der unendlichen Vielfalt der Schöpfung auch immer wieder die Sparsamkeit der Ausdrucksmittel gegenüber, der formalen Komplexität der Naturerscheinung die Einfachheit der Formgebung im Werk. Über Jahre hinweg tragen kleine Etiketten winzigste Materialien; Querschnitte von Pflanzenteilen werden in Paraffinplättchen konserviert. Während die Inhalte in beeindruckender Varietät erscheinen, bleibt der äußere Rahmen jeweils gleich, alle Arbeiten entstehen in grossen Serien über lange Zeiträume hinweg und bilden ein äusserst konsistentes und authentisches Oeuvre.
Cornelia Kolb-Wieczorek
Biografisches
1938 geboren in Stuttgart
1956 – 59 Ausbildung zur Farben- und Lacklaborantin.
Seit Anfang der 70er Jahre als freie Künstlerin tätig. Autodidaktin. Lebt und arbeitet im Fürstentum Liechtenstein und im Tessin. Arbeiten im öffentlichen und privaten Besitz, Publikationen in Fachzeitschriften, Katalogen und Büchern.
1988 Gedok Kunstpreis Berlin.
Einzelausstellungen (Auswahl):
2018
«Retrospektive», Kulturhaus Rössle, Mauren (FL)
«…und ich bettete sie auf Sam», Kunstraum Engländerbau, Vaduz (FL)
2008
«Ab-und Zufall» Hidden Museum Vorarlberg (A)
«Über-Sehen» Galerie EMB Contem-porary Art Triesen (FL)
«Si vede – si sente» Holzwerkstatt Faisst, Hittisau (A)
2003
«Andando» Kunstraum Engländerbau (FL)*
2002
«Andando» Galerie Lände Kressbronn (D)*
1999
«SONO» Schichtwechsel, Vaduz (FL)
1996
Der Mehl Hand Schuh und andere Sehgeschichten, Kornhaus Galerie Weingarten (D)
1995
GEUM URBANUM oder die alltägliche Sammelleidenschaft TAK Galerie Schaan (FL)
1990
Textilarbeiten GEDOK Haus Stuttgart (D)
Experimentelle Textilarbeiten Theater am Saumarkt, Feldkirch (A)
1987
Schloss Arbon (CH)
Galerie Smend, Köln (D)
1971
Kleines Kunstkabinett Stuttgart-Bernhausen
*mit Katalog
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl):
2019
«inform - Zeitgenössische Narrative aus Liechtenstein», Galerie QuadrART, Dornbirn (AT)
«Sag mir wo die Blumen sind», Landweibels Huus, Schaan (FL)
2018
11 Wegbereiter_innen», Kunstraum Engländerbau, Vaduz (FL)
2017
Kunst im ORF-Studio, Dornbirn (AT)
Horst der Kunst «freie Kunst am Pfänder», Bregenz (AT)
2016
«Grenzgnäger», Otten Kunstraum, Hohenems (AT)
«Wundern», Sammlung Mezanin, Appenzell (CH)
«Ursprung Erde», Galerie Hollabolla, Eschen (FL)
«SPECTATOR NATURALE», Galerie am Lindenplatz, Vaduz (FL)
2015
«1. Triennale», Küefer-Martis-Huss, Ruggell (FL)
2014
«Tuch» Gasometer Triesen (FL)
2013
40 Jahre Ausstellungen Museum + Galerie Lände Kressbronn (D)*
«Horror Vacui 2013» Künstlerhaus Wien (AT)
Textilkunst und Steinzeug von Sunhild und Peter Wollwage, Galleria Ursula Bovien, Castello Ciappui (CH)
«Min Nochbuur, dr Künschtler» Eschen (FL)
«Move, Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums Liechtenstein» Gasometer Triesen (FL)
2011
«Dolcissimo» Projekt in Zusammenarbeit mit dem Vorkurs der Kunstschule Liechtenstein (FL)
«Familienerbteil» Kunstraum Engländerbau, Vaduz (FL) *
2009
Frauennachlässe Frauenmuseum Hittisau (A)
2007
Im Tiergarten der Kunst. Gasometer Triesen (FL)
2005
Acht Augen – Vier Künstlerinnen aus Liechtenstein, Kulturzentrum Adlershof Berlin (D)
Transfer Galerie Prisma Bozen (I)*
7 Kunstpositionen aus FL, Galerie am Lindenplatz Vaduz (FL)
2003
Landarte im Rheintal*
2002
Orpheus – Singen in der Untewelt! Palais Liechtenstein Feldkirch (A)
2000
Barock Metamorphose, Kornhaus Galerie, Weingarten (D)*
1999
Zeig mir (d)ein Gesicht, Galerie + Museum in der Lände, Kressbronn (D)*
1998
«Freie Sicht aufs Mittelmeer» Event Sonntage, Kunsthaus Zürich (CH)
1995
ON TOUR, Kunsthalle Wil (CH)
Projekt TOD, Lände Kressbronn (D)*
Künstlerinnen und Künstler aus Liechtenstein in Tirol, Schloss Büchsenhausen-Innsbruck (A)*
1994
Schrift Spur Bild, Galerie Lände Kressbronn (Bodensee)*
*mit Katalog
Projekte:
2008
«Si vede – si sente» Holzwerkstatt Faisst, Hittisau (A)
2003
«Andando» Kunstraum Engländerbau (FL)*
2002
«Andando» Galerie Lände Kressbronn (D)*
1995
GEUM URBANUM oder die alltägliche Sammelleidenschaft TAK Galerie Schaan (FL)
*mit Katalog